Am letzten Freitag habe ich es endlich geschafft, auf die Tour zur DMZ (Demilitarized Zone) zu gehen. Ein Besuch der Grenzzone zwischen Nord- und Südkorea ist einfach ein "Muss" für jeden Ausländer in Korea. Das Betreten der DMZ ist nur mit einer geführten Gruppe möglich; ich habe mich für die Tour mit der US-Armee entschieden. Schon um 7 Uhr morgens musste man am Treffpunkt im Zentrum Seouls erscheinen, und danach gings los mit dem Bus, ca. 1 Stunde bis zur Grenze.
Bei der Ankunft wurden alle unsere Pässe kontrolliert, und danach mussten wir in einen anderen Bus umsteigen. Im Camp Bonifas begann dann unsere offizielle Tour, die von einem Sergeant der US-Army geführt wurde. Zuerst bekamen wir ein kurzes Briefing über den Hintergrund und Geschichte der DMZ. Im Camp Bonifas sind heute noch ca. 600 Soldaten stationiert, der grösste Teil davon sind Südkoreaner.
Mit dem Bus fuhren wir dann wirklich in die DMZ, welche 4km breit und 248km lang ist. Es gibt mehrere Sicherheitszäune, unzählige Beobachtungsposten, und bestimmte Gebiete sind auch vermint. Die Sicherheitszäune haben weisse Steine zwischen den Maschen, deren Runterfallen den Wachen sofort ein Loch im Zaun signalisieren würde. In der DMZ selbst gibt es nur 2 Dörfer: Freedom Village (Daeseong) und Propaganda Village (Gijeong). Freedom Village ist ein Dorf von südkoreanischen Bauern, die von der Steuerfreiheit und zahlreichen Subventionen profitieren. Dafür werden sie aber rund um die Uhr bewacht und dürfen ihre Häuser nach Mitternacht nicht mehr verlassen. Propaganda Village ist ein unbevölkertes Dorf, in dem die Nordkoreaner riesige Lautsprecher aufgestellt haben, um Propagandaprogramme zu senden. Das Dorf hat auch eine nordkoreanische Flagge, die auf einem 160m hohen Masten steht und fast 300kg wiegt!
Der Höhepunkt der Tour war dann der Besuch von Panmunjom (판문좀), dessen blaue Gebäude man ja so gut vom Fernsehen kennt (und natürlich auch dank dem Besuch von Calmy-Rey...). Dort durften wir auch das Gebäude betreten, in dem die Waffenstillstandsgespräche stattgefunden haben. Das Gebäude steht auf der Grenze und wird von jeder Seite von südkoreanischen resp. nordkoreanischen Soldaten bewacht. Die südkoreanischen Wachen stehen in einer traditionellen Taekwondo-Stellung, immer zur Hälfte hinter der Wand, um besser geschützt zu sein. Nordkoreaner sahen wir nur von weitem, und jede Art von Kommunikation mit ihnen ist verboten. Auch Fotos darf man nur an bestimmten Orten machen.
Nach Panmunjom fuhren wir noch zu einem Wachposten und einem Observatory, von wo aus wir Richtung Nordkorea schauen konnten. Leider war das Wetter an diesem Tag nicht besonders gut, so dass wir nicht gerade weit blicken konnten. Die letze Station der Tour war dann noch der Besuch des "3rd Tunnel", der von den Nordkoreanern unter der DMZ durch gegraben wurde. Der Tunnel wurde 1978 enteckt, ist 1.6km lang und nur 52km von Seoul entfernt. Es wird gesagt, dass so ganze 10'ooo norkoreanische Soldaten innerhalb einer Stunde über die Grenze hätten kommen können. Insgesamt haben die Südkoreaner 5 Tunnels entdeckt, sie rechnen aber mit noch viel mehr weiteren unentdeckten Tunnels.
Die Tour gab einen guten Einblick in einen Ort, den man sonst nur auf Bildern oder im Fernsehen sieht. Die Atmosphäre wirkt aber etwas surreal, ja fast theatralisch. Einerseits kann man die Spannung und Gefahr so nahe bei Nordkorea spüren, aber andererseits kommen einem die ganzen Vorschriften und Sicherheitsmassnahmen als "Tourist" doch etwas komisch vor. Vor allem kann ich nach über zwei Monaten hier in Korea sagen, dass ich mich eigentlich nie bedroht gefühlt habe, und sich auch die Südkoreaner selbst nicht allzu viele Gedanken über die Sicherheitslage machen. Wenn man dann aber so nahe an der Grenze ist, wird einem erst bewusst, wie nahe die unberechenbare Gefahr trotzdem ist. Als letzter Punkt ist vielleicht noch die speziell südkoreanische Ansicht des Konflikts zu erwähnen, welche man in den Medien meistens nicht so mitbekommt. Und zwar sehen die Südkoreaner ihre nordkoreanischen Nachbarn nicht unbedingt als Feind, sondern vielmehr als Landsleute, die durch den Krieg von ihnen getrennt wurden. Der langfristige Traum jedes Südkoreaners ist die Wiedervereinigung mit dem Norden und der Zusammenschluss des Volkes. Dies erklärt zum Teil auch die Sunshine-Politik des jetztigen Präsidenten. Das politische Ziel heutzutage ist, den Norden langsam mit wirtschaftlicher Hilfe (z.B. mit Sonderwirtschaftszonen) weiterzuentwickeln, so dass bei einem allfälligen Niederfall des Nordens der Entwicklungsunterschied und die Notlage nicht ganz so gross ist.
No comments:
Post a Comment